Schlosskasten ca.1917
Veldener Wappen

Geschichte von Kellerberg und Eberspoint

Im Jahr 773 schenkt der Priester Sigo sein väterliches Erbgut im Gebiet von Feldin an die heilige Maria und den Bischofssitz zu Freising. Das ist die früheste Nachricht von der Existenz Veldens, wenn sie auch über den Ort selbst noch nichts aussagt. Ähnlich berichtet eine Freisinger Schenkungsnotiz von 818: Der Edle Ellanmar übergibt ein Bethaus, das er in seinem Hof, im Gau Felda an dem Fluß Filusa, errichtet hat. Eine Kapelle zu Feldun selbst kommt zwischen 889 und 891 von dem Diakon und Kanzler König Arnulfs namens Aspert an den Bischofssitz Regensburg, wo Aspert im Jahr 891Bischof wird; dem Königshof Velda samt Leibeigenen, Gebäuden, Brücken, Wäldern und Wassern schenkt Arnulfs Sohn, Ludwig das Kind, mit einer Urkunde vom 12. August 903 an den Bischof und das Kloster Sankt Emmeran in Regensburg. Bayerische Bischöfe und Grafen geben ihre Zustimmung. In den Zusammenhang der Geschichte gestellt bedeuten diese Tatsachen, dass man Velden im Jahr 773 im Besitz des Agilofinger Herzogs Tassilo vermuten darf und nach dessen Sturz im Jahr 788 als Königshof in der Hand Karls des Großen. Nach diesem Hof nannte man das >>Gebiet<<, den >>Gau<<, die >>Mark<<. Velden war also Wirtschafts- und Verwaltungsmittelpunkt eines Königsgutbezirks, zu dem 899 auch das naun Kilometer entfernte Gassau und ein Gut zu oder am >>Liuzzinaph<< gehörte, eines Königgutbezirkes, den man sich als Streubesitz im engeren Bereich des Vilstales vorstellen muß.Mit der Schenkung an Regesburg schließt die erste bestehende Epoche der Geschichte Veldens. Die folgende Periode unter Regensburgischer Herrschaft dauerte 900 Jahre, von 903 bis 1803. Zwar gehörte Velden auch in dieser Zeit zum Bistum Freising, aber die weltliche Obrigkeit verkörperte von Regensburg. Die Aufgabe, die Regensburgischen Güter mit geeigneten Bauleuten zu besetzen,deren Abgaben einzuziehen und abzuführen, übernahm schon bald der bischöfliche Probst im benachbarten Eberspoint,der sich pfleger nannte und ständig mit dem herzöglichen Pfleger von Vilsbiburg im Streite lag. Hinter dem Jahrhundertelangen Federkrieg da an der Bischof von stand der Herrschaftsanspruch des Hochstiftes Regensburg, das sich nicht zu Unrecht seitder Gründung von Vilsbiburg und der Organisation des Landgerichts eingeengt fühlte.Was den einfachen Bürger berührte, waren die vielfältigen Abgaben, die er aus seinem Anwesen aufbringen mußte:Neben herzoglichen Sondersteuern verschiedene Arten vo Gülten, Dienst- und Hauspfennige, Zustand- und Abfahrtgelder,und beim Tod des Hofinhabers oder Grundherrn die Todfallgelder. Hand- und Spanndienste, die sogenannte Scharwerk,kam an einzelnen Tagen noch hinzu. Eine stets drückend empfundene Abgabe war die Leibsteuer,die aus der Leibeigenschaft herrführte, der die Inhaber von Höfen des Hochstifts Regensburg unterworfen waren.Da die Bürgerschaft >>in Leibeigenschaftssachen je länger je mehr übernommen wurde<<,kam es 1757 zu einem Aufruhr mit tätlichen Ausschreitungen gegen den Plegebeamten von Eberspoint und 1795 sogargegen den eigenen Amtskamerer. Die tonangebenden Bierbrauer büßten damals ihren Zorn drei Tage lang im Landgerichtskerker in Vilsbiburg und eine Stunde auf dem Marktplatz in Velden, wo sie auf einer Bühne stehen und eine Tafel um den Hals tragen mußten mit der Aufschrift: >>Beleidiger der vorgesetzten Obrigkeit<<. Werkzeuge einer Gerichtsbarkeit, die nicht auf Besserung, sondern auf Abschreckung zielte, beherbergte auch das Amtshaus in Velden: Fußschellen, eine eiserne Halsgeige und einen mit Eisen beschlagenen Stock. Außer derLandgerichtsschranne war die Zollstation, deren Einkünfte der Mautner in Vilsbiburg verrechnete, eine Einrichtung, durch die die Herzöge in dem bischöflichen Reservat Einfluß gewannen. In derselben Absicht stärkten sie die bürgerliche Selbstverwaltung. Am Ende des 14. Jahrhunderts hatte sich die Bürgerschaft schon organisiert, wenn auch eine Urkunde darüber fehlt und der Titel >>Bürger<< als einziger Beweis dienen muß. Die Verleihung eines Wochenmarktes durch Herzog Heinrich den Reichen im Jahr 1410 bedeutet jedenfalls nicht eine erstmalige Marktrechtsverleihung. Die Bürgerschaft wählte einen Ausschuß von vier Mitgliedern, die sogenannten Vierer, die erstmals 1484 nachgewiesen werden können. Spätestens zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges war dieser innere Rat um einen äußeren erweitert. Wiederholte Gesuche bescherten den Bürgern 1516 zwei Jahrmärkte am Michaelstag und in der Fastenzeit; einen dritten erhielten aiw trotz des Einspruchs der benachbarten Märkte Vilsbiburg, Geisenhausen, Dorfen und Erding im Jahr 1717, und weitere drei Jahrmärkte noch 1790. Die Jahrmarktverleihung von 1516 durch den Münchner Herzog war wohl ein Gunstbeweis für die im Landshuter Erbfolgekrieg gewonnenen niederbayerischen Untertanen; ebenso auch die Verleihung eines Wappens im gleichen Jahr. Der geteilte Schild zeigt oben stellvertretend für den bayerischen Landesherrn die weiß-blauen Rauten, unten stellvertretend für den geistlichen Grundherrn in einem von Gold und Silber gepaltenen Feld zwei schräg gekreuzte rote und grüne Schlüssel, von denen der letzte anstatt eines Bartes ein Kleeblatt trägt. Unmittelbarer als in diesem Siegelbild können sich die rivalisierenden Mächte nicht gegenüberstehen. Die Siedlung Velden zählte ähnlich den benachbarten Märkten im Spätmittelalter etwa hundert Häuser und ebenso viele Familien. 1830 waren es 167 Häuser, eine Pfarrkirche, ein Rathaus, ein Benefiziatenhaus, ein Schulhaus, ein Armenhaus, nicht weniger als sechs Brauereien und sechs Branntweinbrennereien, ein Weinhaus und zwei Bierwirtshäuser, eine Ziegelhütte und eine Mahlmühle an der Vils. Zahlreiche Brände haben zwar den alten Häuserbestand zerstört, zuletzt noch der große Brand von 1862, aber an der eigenwillig abgewinkelten Straßenführung im Markt hat das kaum etwas geändert, weil die Häuser im engen Bereich des Burgfriedens stets am alten Platz wieder aufgebaut wurden. Der Markt war offenbar nicht befestigt, wenn man nicht die Vilsniederung, über die eine äußere und innere Brücke führten, als Schutz betrachten will. Eine Wehr bildeten außerdem die in Städten und Märkten eng aneinander gebauten Häuser.Das über dem Vilstal gelegene Terrain um die Pfarrkirche heißt im Volksmund noch heute >>Vogtei<<, in Erinnerung daran, daß das bischöfliche Gut in seiner Mitte, wahrscheinlich der einstige Königshof, von einem weltlichen Vogt beschützt wurde. Ähnlich wie in Geisenhausen befand sich neben der Kirche eine Burg, die angeblich 1266 zerstört wurde. Darunter streckte sich etwa seit dem 14. Jahrhundert die Marktsiedlung aus, vom Flußlauf begrenzt. Die Dreischiffige Pfarrkirche, stilverwandt jener von Frontenhausen, wurde in den Jahrzehnten nach 1450 erbaut und den Heiligen Peter und Paul geweiht. Velden war schon 1205 Mittelpunkt einer ausgedehnten Pfarrei, die 1315 drei, später zeitweilig zwölf Filialkirchen umfaßte. Neben den Pfarrherren, unter denen sich Magister und Doktoren, auch die Adeligen von Seyboldsdorf und von Berchem, befanden, amtierten bis zu fünf Hilfsgeistliche. Manchen ihrer Namen nennen noch die Grabsteine an der Pfarrkirche. Ein Kostgänger des Pfarrers war schon 1594 der Schulmeister. Im 18. und 19. Jahrhundert residierten die Pfarrherren im nahe gelegenen Biedenbach. Sie feierten mit ihrer Pfarrei 1719 das neunhundertjährige und 1819 das tausendjährige Jubiläum der Kirchweihe, indem sie die Freisinger Schenkungsnotiz von 818 auf ihre Pfarrkirche bezogen. Pfarrer Hängl verfaßte 1819 sogar eine Festschrift, die er dem Kronprinzen, dem späteren König Ludwig I., widmete. Seine ureigenste Aufgabe, eine Stätte der menschlichen Begegnung und ein Umschlagplatz des wirtschaftlichen Fortschritts zu sein, erfüllt der Markt noch heute. Das Kreiskrankenhaus und das Altersheim, das Sankt-Johannes-Stift, beide 1907 entstanden, Einzelhandelsgeschäfte, Lagerhäuser und Eisenbahn, nicht zuletzt ein leistungsfähiges Straßennetz, dienen diesem Zweck. Der gotische Kasten auf dem künstlich angeschütteten Bergkegel nahe der Pfarrkirche Eberspoint war der letzte Rest des ehemals Hochstiftisch-Regensburgischen Pflegeschlosses Eberspoint. Von hier aus wurden die hier gelegenen Güter des Bischofs von Regensburg verwltet. Leider hat man das BAuwerk in blindem Unverstand vor einigen Jahrzehnten niedergerissen. Schloß Eberspoint und der Markt Velden nach Michael Wenig um 1720. Rechts oben auf dem Berg ist das ehemalige Pflegeschloß der Fürstbischöfe von Regensburg zu sehen, das damals schon teilweise eine Ruine war. Das lange Gebäude hinter dem Turm hat sich bis zu Beginn unseres Jahrhunderts als Lagerkeller erhalten. Der Turm unterhalb gehörte zu einem später erbauten Schloß, das nicht mehr besteht. Links oben auf dem Kupferstich das Wappen des Fürstbischofs von Regensburg mit dem Krummstab als Zeichen seiner geistlichen Gewalt und dem Schwert als Zeichen seiner weltlichen Macht.

 

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